Der akute Myokardinfarkt (AMI, umgangssprachlich Herzinfarkt) bleibt weltweit die führende Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfälle. Gleichzeitig gibt es ein erstaunlich wirksames und doch simples Gegenmittel: regelmäßige Bewegung.
Die schützende Wirkung von Training auf das Herz wird als Kardioprotektion bezeichnet. Sie umfasst vier zentrale Bereiche:
- Reduktion von Risikofaktoren (z. B. Bluthochdruck, Cholesterin, Übergewicht),
- Anatomisches Remodeling – das Herz passt sich strukturell an,
- Verbesserte Funktion – effizientere Pumpleistung,
- Vorkonditionierung – das Herz wird widerstandsfähiger gegen Belastungen und Schäden.
Eine detailliertere Angabe zu den vier Bereichen findest du in der folgenden Graphik

Schon wenige Tage Training wirken wie ein Schutzschild
Studien zeigen: Bereits einige Tage mit moderatem Ausdauertraining reichen aus, um das Herz kurzfristig gegen Rhythmusstörungen, Pumpversagen und Gewebsschäden vorzubereiten. Dieser Schutz hält von Stunden bis Tagen an und beruht auf biochemischen Prozessen. Dazu gehören:
- körpereigene Antioxidantien,
- eine bessere Regulation des Kalziumhaushalts in den Herzmuskelzellen,
- eine effizientere Energienutzung.
Kommunikation zwischen Muskeln und Herz
Neuere Forschungen legen nahe, dass der Schutz nicht nur „von innen“ im Herzen entsteht. Auch externe Signale aus dem Körper tragen dazu bei – zum Beispiel Botenstoffe, die aus der Muskulatur freigesetzt werden. Diese kommunizieren mit dem Herzgewebe und aktivieren dort spezielle Rezeptoren wie δ-Opioid- oder IL-6-Rezeptoren. Man spricht hier von exogener oder remote Herz-Vorkonditionierung. Der zeitliche Verlauf des durch Bewegung induzierten Herzschutzen umfasst dabei mehrere Ebenen:
- Verbesserung der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (KHK) – zum Beispiel nachhaltige Effekte auf den Ruheblutdruck, das Verhältnis von Taille zu Hüfte und weitere Parameter.
- Anatomisches Remodeling des Herzens und der Koronargefäße.
- Physiologische Anpassungen, wie eine verbesserte Schlagvolumenleistung des Herzens.
- Biochemische Faktoren der Trainingsvorbereitung (Exercise Preconditioning).
Die Abbildung veranschaulicht dies nochmal ganz gut.

Die Trainingsvorbereitung tritt bereits 1–3 Tage nach der ersten organisierten Bewegungseinheit auf. Sie umfasst endogene und exogene biochemische Mechanismen und stellt die erste Schutzebene für das Herz dar. Die anderen Faktoren – anatomische, physiologische und Risikofaktorverbesserungen – bauen sich hingegen über Wochen bis Jahre kontinuierlichen Trainings auf.
Bewegung als Medizin
Ob durch Joggen, Radfahren oder zügiges Spazierengehen: Bewegung wirkt wie eine natürliche „Impfung“ gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie stärkt nicht nur Muskeln und Lunge, sondern aktiviert auch körpereigene Schutzmechanismen, die dein Herz vor schweren Schäden bewahren können.
Bewegung ist weit mehr als Fitness – sie ist eine hochwirksame Prävention und Therapie für dein Herz.
Quindry & Michalak (2025) Exercise-induced cardioprotection: From endogenous to exogenous mechanisms. https://doi.org/10.1016/j.smhs.2025.03.009