Sportrix Anita Portrait
Anita Birklbauer
26.11.25

Irisin – das „Sporthormon“, das Herz und Gehirn schützt

Regelmäßige Bewegung gilt schon lange als einer der wirksamsten Wege, Herz und Kreislauf gesund zu halten. Doch warum wirkt Sport eigentlich so positiv auf unseren Körper? Die Wissenschaft hat in den vergangenen Jahren einen spannenden Botenstoff entdeckt, der dabei eine zentrale Rolle spielt: Irisin.

Irisin wird in den Muskeln gebildet, wenn wir uns bewegen – und genau dieser Stoff könnte erklären, warum Sport unser Herz schützt, das Risiko für Herzinfarkte senkt und sogar das Gehirn widerstandsfähiger macht.

Ein neues Review aus dem Jahr 2025 fasst den aktuellen Forschungsstand zu Irisin zusammen – und die Erkenntnisse sind beeindruckend.

Körperliche Bewegung ist der Hauptmechanismus zur Produktion von Irisin. Dabei wird das FNDC5-Protein im menschlichen Körper, das aus 212 Aminosäureresten besteht, proteolytisch gespalten. aus: https://doi.org/10.1002/edm2.70097

Was ist Irisin und wie funktioniert es?

Irisin ist ein sogenanntes Myokin – ein hormonähnlicher Stoff, der von den Muskeln freigesetzt wird. Diese Ausschüttung erfolgt sowohl bei akuter Bewegung, durch die proteolytische Spaltung von FNDC5, als auch bei chronischem Training, durch die Erhöhung der FNDC5-mRNA. Durch Irisin wird die mitochondriale Funktion verbessert, oxidative Schäden reduziert und die Zellgesundheit gefördert.

Sobald Irisin in den Blutkreislauf gelangt, wirkt es im ganzen Körper. Forschung zeigt:

  • Es verbessert die Energieproduktion in den Zellen.
  • Es hilft, Entzündungen zu reduzieren.
  • Es schützt die Funktion von Herz und Blutgefäßen.
  • Es wirkt positiv auf das Gehirn und unterstützt die Regeneration.

Kurz gesagt: Irisin ist einer der wichtigsten Botenstoffe, die erklären, warum Bewegung wie ein Medikament wirkt.

Die Rolle von Irisin in verschiedenen Geweben und Versuchssystemen. aus: https://doi.org/10.1002/edm2.70097

Warum ist Irisin wichtig für das Herz?

1. Schutz vor Arteriosklerose

Arteriosklerose – also die „Verhärtung“ der Arterien – ist eine Hauptursache für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Studien zeigen:
Irisin wirkt entzündungshemmend und schützt die Gefäßinnenwand. Dadurch werden Ablagerungen in den Arterien gebremst.

2. Unterstützung nach einem Herzinfarkt

Nach einem Infarkt fehlt dem Herz oft Energie, und Zellen sterben ab.
Irisin kann:

  • schädliche Sauerstoffradikale reduzieren
  • das Überleben der Herzmuskelzellen verbessern
  • die Reparaturprozesse fördern
  • neues Blutgefäßwachstum anregen

Damit trägt es zur schnelleren Erholung des Herzmuskels bei.

3. Schutz bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Herzschwäche ist eine Volkskrankheit – oft ausgelöst durch Energiearmut der Herzmuskeln.
Irisin hilft, die Energieproduktion der Zellen zu stabilisieren und dadurch die Pumpleistung zu verbessern.
Mehrere Studien deuten darauf hin, dass niedrige Irisin-Werte ein Warnsignal für ein erhöhtes Risiko sein können.

Irisin wirkt auch im Gehirn – und schützt vor Schlaganfällen

Nicht nur das Herz profitiert von dem Sporthormon. Auch im Gehirn passiert einiges indem Ireisin vor Schlaganfällen schützt und neuroinflammatorische Schäden reduziert.

1. Bei ischämischem Schlaganfall

Wenn das Gehirn nicht genug Blut bekommt, sterben Nervenzellen schnell ab.
Irisin kann:

  • Entzündungen im Gehirn dämpfen
  • Nervenzellen vor dem Absterben bewahren
  • die Regeneration fördern

Patienten mit höheren Irisin-Werten haben laut Studien bessere langfristige Genesungschancen.

2. Bei Hirnblutungen

Auch hier reduziert Irisin schädliche Entzündungen und hilft dem Gehirn, sich schneller zu erholen.

3. Schutz vor Depression nach Schlaganfall

Rund ein Drittel aller Schlaganfallpatienten entwickelt eine Depression.
Untersuchungen zeigen:
Wer niedrigere Irisin-Spiegel hat, hat ein höheres Risiko, eine post-stroke-Depression zu entwickeln.

Irisin steigert zudem wichtige „Wohlfühlfaktoren“ im Gehirn wie BDNF – ein Wachstumsfaktor, der Nervenzellen schützt und die Stimmung stabilisiert.

Irisin, Fettgewebe & Blutgefäße – ein neuer Forschungszweig

Weniger bekannt, aber spannend:
Irisin beeinflusst auch das perivaskuläre Fett – das Fettgewebe direkt an den Blutgefäßen.

Dieses Fett ist nicht einfach „Polster“. Es steuert aktiv die Gefäßfunktion.

Bei Übergewicht wird dieses Gewebe krank – es entzündet sich und fördert Gefäßschäden.

Irisin kann diese schädlichen Prozesse teilweise umkehren und so:

  • die Gefäße entspannen
  • Entzündungen senken
  • die arterielle Gesundheit verbessern

Damit eröffnet dieser Mechanismus neue Wege für zukünftige Herz-Therapien.

Was bedeutet das alles für uns im Alltag?

Die Forschung zeigt, dass Irisin einer der Stoffe ist, die Sport so gesund machen. Und das Beste daran ist, wir können Irisin ganz natürlich erhöhen.

So steigerst du Irisin auf natürliche Weise:

  • Regelmäßiges Ausdauertraining (z. B. Joggen, Radfahren, Walken)
  • Krafttraining, vor allem mit großen Muskelgruppen
  • HIIT (Intervalltraining), wenn man gesund genug dafür ist
  • Mehr Alltagsbewegung – auch Spazierengehen erhöht Irisin messbar

Schon 10–15 Minuten moderate Bewegung können die Ausschüttung ankurbeln.

Fazit

Irisin ist ein faszinierender Muskelbotenstoff, der wie ein „Schutzschild“ auf Herz und Gehirn wirkt. Irisin verknüpft Bewegung, Energie-Stoffwechsel und Organfunktion. Es zeigt vielversprechende therapeutische Effekte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, post-stroke Depression und metabolischen Dysfunktionen. Und es erklärt große Teile dessen, was wir seit Jahren beobachten:

Bewegung ist die wirksamste Medizin, die wir haben.

Die Forschung zu Irisin steckt zwar noch in den Anfängen, aber die bisherigen Ergebnisse zeigen klar:
Wer sich regelmäßig bewegt, aktiviert einen natürlichen Mechanismus, der Herzinfarkte, Schlaganfälle und sogar psychische Beschwerden abmildern kann.

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