Mitten in einer laufenden Saison seine Ziele neu zu definieren, ist für niemanden einfach. Es kann aber auch die wertvollste Entscheidung der Saison sein, wenn es um dich und deinen Körper geht. Ziele gibt es immer, manchmal ändern sie sich halt.
Du hattest deine Saison voll durchgeplant, Saisonhighlights definiert und dann… Jetzt wo du dich mitten in der Saison befindest, merkst du, dass es doch nicht so ist, wie geplant, dass du die Ziele neu definieren muss. Daran hast du etwas zu nagen, denn Zielen will man ja erreichen – das Leben spielt da aber nicht immer mit. Manchmal kommen Dinge, die man nicht eingeplant hat, dazu, manchmal braucht es dann eine kleine (Ver)Änderung. Deswegen muss aber nicht die komplette Saison abgehakt werden – Ziele nur setzen ist oft die einfachste Lösung.
Das heißt jedoch nicht, dass du versagt hast. Wenn überhaupt, dann hast du gewonnen. Deine Pläne entsprechend deiner Verfassung anzupassen, das ist ein Gewinn für dich. Ziele zu verfolgen, die dann nur in Verletzungen oder eine sportlichen Burnout münden, ist ein verzweifelter Prozess. Ziele zu adaptieren, das zeigt Stärke und eine positive Selbstwahrnehmung. Folgend beschreibe ich 3 Anzeichen, die darauf hinweisen, dass ein Reset die besser Wahl wäre.
3 Anzeichen, dass ein Reset deiner Saison besser wäre
1. Trainingsfortschritt
Dein Training ist Voraussetzung auf deinem Weg zum Ziel. Schau mal deinen Plan an, was du schon geleistet hast? Da geht’s nicht nur um die Zeit, da gehts nicht nur um die Kilometer – da gehts um das – Pensum gesamt, was du schon absolviert hast. Wie schwer sind die am Anfang die Intervalle gefallen, wie gut kommst du jetzt mit der Belastung Training – Arbeit – Familie – Freunde zurecht, wie schwer war das vor einigen Wochen? Die richtige Balance finden, mal einen Tag rausnehmen, dafür mal eine knackige intensive Einheit, die vorher unmöglich war, durchgehalten? Nein, Training muss nicht immer über mehrer Stunden gehen. Training kann auch mal kurz und dafür knackig sein.
2. Das Gefühl beim Training
Neben den nackten Zahlen – Umfang, Dauer, Zonen, Durchschnittswatt – wie sieht es sonst rund ums Training aus? Fühlt es sich irgendwie an, wie wenn du die Freude, wie wenn du das Brennen für dein Training verloren hast? Oder bist du noch immer voller Eifer dabei?
Das Leben weg vom Training kann genauso stressig sein und dein Training beeinflussen. Sei es Stress im Job, Stress daheim, Stress, weil andere Arbeiten dazugekommen sind – das alles sind Faktoren, die dein Training und deinen Training Stress Score mitbeeinflussen UND deine körperliche Verfassung auch beeinträchtigen können. Also wie schaut’s aus mit deiner Trainingsmotivation?
3. Trainingsmüde?
Eine gewisse Frische und heiß aufs Trainieren zu sein ist Voraussetzung für optimales Training. Solltest du Probleme dabei habe, einfach nicht reinkommen, kaum Motivation finden, irgendwie schon länger nicht bei der Sache sein, dann denke mal wirklich drüber. Warum hast du dir dieses oder jedes Ziel gesetzt? Ist vielleicht was dazwischen gekommen, was das Ziel nicht mehr als DAS Ziel erscheinen lässt? Gab es Umstände oder Ereignisse, die deine Saison vielleicht beeinflusst haben (z.B. Krankheit, Verletzung, Zwischenfälle in der Familie oder im Freundeskreis)? Denk mal über deine Ziele vom Standpunkt JETZT nach und dann definieren wir diese neu.

Wie passt du deine Ziele am besten an?
Ziele während der Saison über den Haufen zu werfen kann manchmal zermürbend sein. Aber es kann auch eine der besten Entscheidungen für dich gewesen sein. Erstens geht es dabei ja um die Verantwortung für dich und deinen Körper bzw. auch Prioritäten. Passt das am Beginn der Saison definierte Ziel wegen der Vorkommnisse und dem bisherigen Verlauf nicht mehr dazu? Hat sich dein Schwerpunkt auf einen anderen Zeitpunkt in der Saison verschoben? Verschiebst du ein Rennen einfach auf kommendes Jahr, wenn die Zeichen auf besser stehen? Alles ist möglich und alles ist eine gute Entscheidung. Genauso wie die Entscheidung, bei einem geplanten Rennen vielleicht die Distanz zu ändern, weil beim Training einfach nicht das möglich war, was zu Saisonbeginn am Plan stand. Es gibt kein das ist »richtig« oder »falsch« – es gibt nur einen passenden Weg für deine Ziele und für deine aktuelle Lebenssituation.
Sei ehrlich zu dir selbst.
Schau wo du aktuell stehst. Wenn du das Gefühl hast, dass du noch immer für dieses eine Ziel brennst und alles dafür geben willst, obwohl du insgeheim weißt, dass du weit hinter deinen Plänen bist, denk dran: ein Ziel zu wollen ist gut. Ein Ziel zu erzwingen kann auch die weiteren anstehenden Rennen und vielleicht auch die kommende Saison negativ beeinflussen. Fälle für dich selbst eine vertretbare Entscheidung. Grüble nicht darüber nach, was du unbedingt tun sollst, sondern überlege was am meisten Sinn macht. Sicher gibt es SportlerInnen, die das alleine für sich entscheiden möchten. Ich diskutiere immer wieder mal mit meinen Sportlern und wäge mit Ihnen ab – aus ihrer Sicht, aus meiner, für jetzt und für die restliche bzw. kommende Saison. Manchmal helfen dir unterschiedliche Blickwinkel auch, den eigenen auf Fokus zu stellen.

Ziele neu definieren heißt nicht, dass du versagt hast!
Wenn du dich dann doch dazu entscheidest, dein Ziel neu zu definieren, dann hast du sicher am Beginn ein Gefühl, dass einem Scheitern gleich kommt. Du hattest dir ja ein Ziel gesetzt und jetzt kann du es nicht erreichen. Doch es gibt gar keine Grund für diese Gedanken. Immer wieder zeigen wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema, dass es entscheidend ist, dass du objektiv an die Sache herangehst. Es gibt unterschiedliche Umstände, die vom Beginn der Saison, und das was seit Saisonbeginn geschehen ist. Da sind eben Dinge passiert, die man nicht einplanen konnte, also haben sich die Ziele auch verändert.
Unsere Gesellschaft verlangt oft noch immer ein starkes Auftreten, dass man ja keine Schwäche zeigt, egal was das für einen selbst bedeutet. Dabei wird noch immer nicht akzeptiert, was es auf lange Sicht heißt, sich durchzubeißen. Zu sagen, ich kann nicht oder ich muss meine Ziele ändern, das zeigt Größe. Viele kennen die Hintergründe nicht und urteilen, ohne eine Ahnung davon zu haben, was wirklich aktuell Sache ist. Eine Änderung, das ist es, was viele einfach machen müssten, denn das zeigt, dass man langfristig denkt und nicht nur kurzfristig etwas beweisen will. Da geht es dann wieder um die Motivation und Freude an der Sache. (Und es gibt schon zahlreiche Studien, die Sport und Bewegung, die man nicht mit Freude macht, dem Körper auch nicht gut tun!)
Deine Stärken vom JETZT.
Solltest du dich also zu einem Saison-Reset entscheiden oder doch nicht, denk immer an das JETZT. Nur weil du das Ziel nicht erreicht hast, heißt es nicht, dass du es nie erreichen wirst. Auch wenn du heuer deine Ziele ändern musst, kann es nächste Saison schon wieder laut Plan laufen. Es hat halt heuer einfach nicht sollen sein. Wenn du an deine Ziele und deine Saison so herangehst, dann ist es langfristig der richtige Prozess. Denn was ist schon eine Saison. Lieber einmal etwas locker lassen und dafür danach wieder voll durchstarten.